Etwa 300 Personen haben an der diesjährigen Protest- und Kulturmeile am AKW Brokdorf teilgenommen (die Polizei hatte 230 TeilnehmerInnen gezählt).
Als RednerInnen waren vertreten:
- Zwei ehemalige Liqudatoren, die nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl unter Einsatz ihres Lebens eingesetzt waren.
- Heinz Smital, Greenpeace Deutschland, sprach über die grausame Situation derjenigen, die nach dem Fukushima-Unfall ihre Heimat verlassen mussten, und nun nach dem Willen der japanischen Regierung wieder in das weiterhin verstrahlte Gebiet zurückkehren sollen.
- Eleonore Bischoff von der Begleitgruppe Asse 2 berichtete von den Planungen, einerseits die atomaren Abfälle aus der Asse zu bergen und andererseits durch Betoneinbauten zu versuchen, das in die Atommüllkavernen eindringende Wasser (ca. 12 Kubikmeter pro Tag) vom Atommüll fern zu halten.
- Elisabeth-Hafner-Reckers von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg sprach über die Endlagerproblematik und dass der untaugliche Salzstock Gorleben weiterhin als Option für den Standort eines Endlagers gehandelt wird.
- Karsten Hinrichsen von der Bürgerinitiatve Brokdorf-akut benannte die derzeit diskutierten Sicherheitsprobleme des AKW Brokdorf: Die erhöhten Oxidschichtdicken an Brennstäben, für die es bisher keine Erklärung gibt (das AKW Brokdorf ist seit dem 4. Februar 2017 vom Netz) und die von Behördenseite anerkannte Gefährdung von Atomanlagen, falls im deutschen Luftraum der Funkkontakt zu einem Verkehrsflugzeug abbricht: Die Bundeswehr schickt dann Eurofighter „zur Begleitung“ in die Luft, und AKWs werden teilevakuiert. Dieses Scenario wurde seit dem 11.9.2001 vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Erst durch die Blockade des AKW Brokdorf am 10. März diesen Jahres wurde dies offenbart. Dennoch hält die Landesregierung das AKW Brokdorf für „robust“ genug, um es nicht abschalten zu müssen.
Es folgte eine Diskussion mit Vertretern der bei der Landtagswahl antretenden Parteien Die Linke, Piraten, SSW, Grüne und SPD zu der Frage, wie eine vorzeitige Abschaltung des AKW Brokdorf erreicht werden könnte. Alle wollen, dass das AKW Brokdorf spätestens 2019 endgültig vom Netz geht. CDU und Liberale hatten keine Zeit, um an der Diskussion teilzunehmen.
Karsten Hinrichsen
Zeitungsartikel der Norddeutschen Rundschau vom 24. April 2017.